Modul 2.2. Die Lernwirksamkeit digitaler Medien
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Datum: | Freitag, 22. November 2024, 05:03 |
1. Vorteile von digitalen Lernmedien: Adaptivität und Interaktivität
Interaktivität
Interaktivität mit Bezug auf mediengestütztes Lernen kann definiert werden als „wechselseitige Aktivität
zwischen einem Lernenden und einem Lernsystem, wobei die (Re)Aktionen des Lernenden auf die
(Re)Aktionen des Lernsystems bezogen sein müssen und umgekehrt“ (Domagk et al. 2010 zitiert nach
Niegemann/Heidig 2018, 2). Ein hoher Grad an Interaktivität kann ein Vorteil von digitalen Lernmedien sein.
Als konkretes Beispiels wäre die Eingabe durch die Lernenden und automatisierte Auswertung und Rückmeldung durch das System zu nennen. Dies kann in Form von Drag and Drop, Lückentexten oder Multiple Choice-Aufgaben umgesetzt sein. Auch Simulationen, die die Lernenden manipulieren können, d.h. weitereichende Navigationsmöglichkeiten innerhalb einer Lernumgebung, können die kognitive Auseinandersetzung mit Inhalten fördern.
Adaptivität
Adaptivität
beinhaltet, dass in Abhängigkeit von der Auswahl und den Eingaben der
Lernenden, eine Anpassung durch das System erfolgt.
Dies kann z.B. durch eine Anpassung an:
- Vorwissen
- Lerntempo
- Zielsprache
- Fehlerkonzepte, etc. erfolgen.
Durch einen hohen Grad an Adaptivität können digitale Lernmedien eine passgenaue, individuelle Förderung von Lernenden ermöglichen.
2. Wie digitale Medien lernförderlich gestalten?
Nachfolgend werden Gestaltungsprinzipien erläutert, die lernförderlich wirken:
Multimediales Lernen
- Multimodales Lernen: Beispiel: Lehrkraft hält Vortrag mit PPT
- Multicodales Lernen: Beispiel: Kombination von Bild und Text in Buch
- Multimodal + Multicodal = Multimediales Lernen; Beispiel: interaktives Ebook mit Bildern, Texten, Video- und Audiospuren
• Text- und Bildkombination (multiple Codes) > Steigerung des Lernerfolgs
• Sinnvoller Einsatz erforderlich > inhaltlicher Bezug nötig
• Einsatzkontexte für Bilder:
- Visualisierung abstrakter Zusammenhänge, z.B. Diagramme, Schaubilder
- Funktion als Schnittstelle für eine Aufgabe, z.B. Icons für Arbeitsanweisungen
- Hervorrufen einer kognitiven Dissonanz, z.B. als Themeneinsteig
- Emotionale Ansprache, z.B. durch Karikatur
Redundanzprinzip
• Präsentation des identischen Inhalts durch Audio und Text > Überlastung des Arbeitsgedächtnisses
• No go - Beispiel: Vorlesen der Stichpunkte bei PPT-gestützten Vortrag
• Studienergebnisse:
v.a. bei Anfänger*innen ohne viel Vorwissen:
- Bilder/ Graphiken + auditive Texte > größerer Lerneffekt als mit geschriebenen Texten
- Weniger der Fall bei fortgeschrittenen Lernenden (expertise reversal effect)
- Informationen vermehrt in Textform mit reduzierterem Bildeinsatz anbieten
- Prinzip der zeitlichen & räumlichen Nähe bei Darstellung von > Text + Bild = bessere Lernergebnisse
- Komplexe Graphiken: größerer Lerneffekt bei auditiver Erläuterung gegenüber schriftlicher Erklärung
- Einfache Graphiken: Integration der Erläuterungen sinnvoll bzw. räumliche Nähe
- Platzierung eines Bildes vor Erklärtext
Allgemeine Tipps
- Direkte Adressierung der Lernenden > optisch getrennt von Lernmaterial
- Lebensweltbezug herstellen
- Allgemeine Reflexionsfragen:
- Welche Funktion erfüllt das Medium in Bezug auf den zu vermittelnden Inhalt?
- Welche Lernaktivität ermöglicht das Medium?
- Inwiefern wird durch Medieneinsatz erhöhte Verarbeitungstiefe auf Seiten des Lernenden erreicht?
- Welche (emotionale) Wirkung erzielt Medium gegebenenfalls auf Seiten der Lernenden?
3. Lernpsychologie
Was braucht es, um digitale Medien in lernförderlicher Weise einzusetzen?
Nun, zunächst das Wissen darüber, inwiefern die Kapazität das Arbeitsgedächtnisses beim Lernen mit digitalen Medien berücksichtigt werden sollte. Dies wird im nachfolgenden Video erläutert:
4. Zentrale Gelingensbedingungen für den digitalen Medieneinsatz
Einige der zentralen Gelingensbedingungen für den digitalen Medieneinsatz werden im folgenden Video erklärt:
5. Exkurs: Gibt es Lerntypen?
Sicherlich haben Sie während Ihres Studiums oder Ihrer Ausbildereignungsprüfung schon einmal von der Theorie der verschiedenen Lerntypen gehört. Manche behaupten auch, dass es beim Personalisierten Lernen mit digitalen Medien darum geht, die Lernangebote so aufzubereiten, dass sie verschiedene Lerntypen ansprechen. Aber gibt es Lerntypen wirklich? Das erfahren Sie im folgenden Video:6. Übungstest
Möglichkeit zur Selbstüberprüfung
Nachfolgend werden konkrete Beispiele von der Kombination Bild, Text und Ton beschrieben. Entscheiden Sie, ob die Aussagen eher zutreffend oder eher unzutreffend sind.
7. Quellen- & Literaturverzeichnis, Lizenzierung
Texte und Zitate:
- Niegemann, Helmut M. / Heidig, Steffi (2019):
Interaktivität und Adaptivität in multimedialen Lernumgebungen, in: Niegemann, Helmut M./ Weinberger, A. (Hg.): Lernen mit Bildungstechnologien, Springer Reference Psychology,
https://doi.org/10.1007/978-3-662-54373-3_33-1.
- Buchner, Josef (2020): Multimediales Lernen. Learning Lab UDE (Youtube Video) CC BY-SA 4.0
- Petschenka, Anke; Ojstersek, Nadine & Michael Kerres (2004): Lernaufgaben beim E-Learning. In: Hohenstein, Andreas & Karl Wilbers
(Hg.), Handbuch E-Learning. Köln: Fachverlag Deutscher Wirtschaftsdienst, Kapitel 4.19.
- argumentorik.com (2018): Lerntypen: Gibt es sie wirklich? Oder nur ein dummer Mythos? (Youtube Video)
- Bach, Alexandra (2021): Hypothesen zur Lernwirksamkeit digitaler Medien im beruflichen Unterricht 2021. Produktion: Britta Mutzke (Youtube Video). CC BY-SA 4.0
- Zentrum für LehrerInnenbildung Köln - Digitale Lehre (2020): ZfL_Erstellung digitaler Lernmaterialien_Prinzipien der Erstellung. -ShareAlike 4.0 International (CC BY-SA 4.0)
- Zentrum für LehrerInnenbildung Köln - Digitale Lehre (2020): ZfL_Entwicklung eines mediendidaktischen Konzepts/Erstellung digitaler Lernmaterialien_W-Fragen-ShareAlike 4.0 International (CC BY-SA 4.0)